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Was das Spielen mit den Fingern betrifft, ſo gehoͤrt ſolches noch zu meinen Gewohnheiten, denen ich noch eine andre beygefuͤgt habe, nehmlich die, die Nachdenkensintervalle beym Schreiben nicht mit Federkauen, ſondern mit unzaͤhlig kleinen Puͤnktchen auszufuͤllen, mit denen die Feder meinen Schreibtiſch tatowirt.
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(Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, Seite 90)


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Als er das erſtemal in deſſen Sommerſtube trat, ſo hatt' er freilich darin eine Bedienten- eine theatraliſche Anziehſtube und ein Offizierszelt auf einmal vor ſich. Auf der Tafel lagen verworrene Völkerſchaften von Büchern, wie auf einem Schlachtfeld, und auf Schillers Tragödien das hippokratiſche Geſicht von der Redoute, und auf dem Hofkalender eine Piſtole — das Bücherbrett bewohnte die Degenkuppel neben ihrer Seifenkugel aus Kreide, ein Schokoladequerl, ein leerer Leuchter, eine Pomadebüchſe, Fidibus, das naſſe Handtuch und die eingetrocknete Mundtaſſe — das Glashaus der ausgelaufenen Standuhr, und der Waſch- und der Schreibtiſch ſtanden offen, auf welchem letztern ich mit Erſtaunen umſonſt nach Unterlage und Streuſand ſuche — der Pudermantel lehnte ſich in der Ottomanne zurück und ein langes Halstuch ritt auf dem Ofenſchirm, und das Hirſchgeweihe an der Wand hatte zwei Federhüte aufs rechte und linke Ohr geſchoben — Briefe und Viſitenkarten waren wie Schmetterlinge an die Fenſtervorhänge geſpießet. Ich wäre nicht fähig, darin ein Billet zu ſchreiben, geſchweige einen Zykel.
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(Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, Seite 3/4)


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Hier ſaß in einem abgeſchabten Lederfauteuil vor ſeinem Schreibtiſche ein fetter Mann, kahlköpfig, mit dunklen großen Augen, die ihm, aus tiefen Höhlen über die gebogene Naſe hinwegſpähend, etwas von einer großen Eule gaben.
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(Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, Seite 52)


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Hier fand ich alles auf dem alten Fleck; mein Feigenbaum hat Feigen gewonnen und ſeine Blätter ausgebreitet; mein Gärtchen auf dem großen Hausaltan, der von einem Flügel zum andern reicht, ſteht in voller Blüthe, der Hopfen reicht bis an's Dach, in die Laube hab' ich meinen Schreibtiſch geſetzt; da ſitze ich und ſchreib' an Dich und träume von Dir, wenn mir der Kopf trunken iſt, von den Sonnenſtrahlen; ach, ich lieg' ſo gern' in der Sonne und laſſe mich recht durchbrennen.
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(Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, Seite 163)


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K. glaubte die kleinen Schritte zu sehn, mit denen die Besucher zu dem gewaltigen Schreibtisch vorrückten.
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(Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925. Seite 186)


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Es war vor allem ein Schreibschrein, welcher meine Aufmerksamkeit erregte, weil er nicht nur das größte sondern wahrscheinlich auch das schönste Stück des Zimmers war. Vier Delphine, welche sich mit dem Unterteil ihrer Häupter auf die Erde stützten, und die Leiber in gewundener Stellung emporstreckten, trugen den Körper des Schreines auf diesen gewundenen Leibern. Ich glaubte Anfangs, die Delphine seien aus Metall gearbeitet, mein Begleiter sagte mir aber, daß sie aus Lindenholz geschnitten, und nach mittelalterlicher Art zu dem gelblich grünlichen Metalle hergerichtet waren, dessen Verfertigung man jetzt nicht mehr zuwege bringt. Der Körper des Schreines hatte eine allseitig gerundete Arbeit mit sechs Fächern. Über ihm befand sich das Mittelstück, das in einer guten Schwingung flach zurückging, und die Klappe enthielt, die geöffnet zum Schreiben diente. Von dem Mittelstücke erhob sich der Aufsatz mit zwölf geschwungenen Fächern und einer Mitteltür. An den Kanten des Aufsatzes und zu beiden Seiten der Mitteltür befanden sich als Säulen vergoldete Gestalten. Die beiden größten zu den Seiten der Tür waren starke Männer, die die Hauptsimse trugen. Ein Schildchen, das sich auf ihrer Brust öffnete, legte die Schlüsselöffnungen dar. Die zwei Gestalten an den vorderen Seitenkanten waren Meerfräulein, die in Übereinstimmung mit den Tragfischen jedes in zwei Fischenden ausliefen. Die zwei letzten Gestalten an den hinteren Seitenkanten waren Mädchen in faltigen Gewändern. Alle Leiber der Fische sowohl als der Säulen erschienen mir sehr natürlich gemacht. Die Fächer hatten vergoldete Knöpfe, an denen sie herausgezogen werden konnten. Auf der achteckigen Fläche dieser Knöpfe waren Brustbilder geharnischter Männer oder geputzter Frauenzimmer eingegraben. Die Holzbelegung auf dem ganzen Schrein war durchaus eingelegte Arbeit. Ahornlaubwerk in dunklen Nußholzfeldern umgeben von geschlungenen Bändern und geflammtem Erlenholze. Die Bänder waren wie geknitterte Seide, was daher kam, daß sie aus kleinem feingestreiftem vielfarbigem Rosenholze senkrecht auf die Achse eingelegt waren. Die eingelegte Arbeit befand sich nicht bloß, wie es häufig bei derlei Geräten der Fall ist, auf der sondern auch auf den Seitenteilen und den Friesen der Säulen. Mein Begleiter stand neben mir, als ich diesem Geräte meine Aufmerksamkeit widmete, und zeigte mir Manches, und erklärte mir auf meine Bitte Dinge, die ich nicht verstand. Auch eine andere Beobachtung machte ich, da ich mich in diesem Zimmer befand, die meine Geistestätigkeit in Anspruch nahm. Es kam mir nämlich vor, daß der Anzug meines Begleiters nicht mehr so seltsam sei, als er mir gestern und als er mir heute erschienen war, da ich ihn auf dem Fütterungsplatze gesehen hatte. Bei diesen Geräten erschien er mir eher als zustimmend und hierher gehörig, und ich begann die Vermutung zu hegen, daß ich vielleicht noch diesen Anzug billigen werde, und daß der alte Mann in dieser Hinsicht verständiger sein dürfte als ich.
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(Stifter, Adalbert, Der Nachsommer, Bd. I. Pesth, 1857, Seiten: 126-129)


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Wenn ich mich an den kiehnernen Schreibtiſch ſetze und es fällt mir gar nichts Extraes ein, und ich ſchneide mit dem Federmeſſer eine dumme Fratze nach der andern in den Tiſch, die mich alle auslachen daß mir nichts einfällt, da werf ich mein Buch weg wo lauter Versanfänge drinn ſtehen und kein Reim drauf.

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( Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, Seite 380)


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… und war ſodann durch die nächſte Thür in ein Zimmer eingetreten, welches ſich als Wohnzimmer zugleich und Arbeitsgemach ihres Vaters benahm. Der Raum, mittelgroß, einigermaßen behaglich eingerichtet, augenblicklich von einer milden Wärme durchfüllt. Rechts hinten in der Ecke, neben dem jetzt rouleaux- und teppichverhangenen Fenſter, ſtand der Schreibtiſch ihres Vaters, ein anſehnliches, maſſiveichenes Geſtell, nach Einrichtung und Ausſtattung mit dem ganzen Wirrwarr behaftet, den eine ſtarke geiſtige Thätigkeit, welche für die kleinliche Krämerordnung der Dinge keine Zeit hat, herausfordert und beſtehen läßt. Rechts vom Schreibtiſch drückte ſich ein hohes Bücherregal an die Wand, in deſſen Fächern es auch recht bunt ausſah. Fräulein Hedwig beſaß entſchieden wenig Sinn für häusliche Ordnung.
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Lydia hatte bei dem Eintreten Adams vor ihrem zartgliedrigen Luxusſchreibtiſche, der ſo gar nicht für ehrliche, ſchwere Arbeit auf der Welt zu ſein ſchien, geſeſſen und war nun aufgeſtanden. Ein leiſer Moſchusduft lag im Gemach. Auf dem Schreibtiſche brannte inmitten einer Fülle eleganter Nippes, inmitten einer zwanglos und doch geſchmackvoll arrangirten Kleinwelt von Statuetten, Photogrammen, Portraits, Goldſchnittbändchen, loſe durcheinandergezetteltem Pergamentpapier, Muſcheln und Steinen, eine grünverhangene Broncelampe
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(Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, 1889, Seite 24 und 130)
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